Neue Burg zu Perchtoldsdorf mit fiktionalen Zeitfenstern
Jahrhundertprojekt Burg Perchtoldsdorf nicht nur architektonische Meisterleistung, sonder auch erfüllt mit künstlerischer Seele.
Wien/Perchtoldsdorf (cfjk). Manche Kunstkenner haben Christian Franz Joseph König bisher noch nicht unmittelbar wahrgenommen. Spätestens seit der Eröffnung des neuen Kulturzentrums Burg Perchtoldsdorf, ist das anders: Der international agierende Perchtoldsdorfer Maler ist in aller Munde. Grund dafür sind das 11,5 Meter lange Fries „born“ im Untergeschoss der Neuen Burg und das 9,5 Meter lange Tryptichon „experience“ im Obergeschoß des architektonisch perfekt gelösten Zubaues an das historische Gebäude. Die beiden Werke hat der Künstler 2009/2010 geschaffen.
Bürgermeister Martin Schuster, der die Werke für die Marktgemeinde Perchtoldsdorf in Auftrag gegeben hat, ist begeistert: „Die Vorgabe, ein Fries zu schaffen, das eine Brücke von der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft schlägt, hat König mehr als erfüllt. Er hat unserer Burg eine Art Seele gegeben“.
Im Fies „born“ hat sich König mit der Genese auseinander gesetzt, das woher-kommem-wir, wer-sind-wir und wohin–gehen- wird in diesem Werk zum fiktionalen Zeitfenster. Mit emotionellen Übergängen gewährt er Einblicke ins Unterbewusstsein.
Die Verführung in seine innere Welt der Farben-Schattierungen und Darstellungen, wird zur Sehschule für jeden Betrachter.
Im Tryptichon „experience“ wird die Auseinandersetzung des Künstlers mit dem Leben zur Hauptaussage. Die Lebenslust im hier und jetzt, das bunte Treiben der luftigen Wesen als bloße Andeutung erscheinen halb flach und im nächsten Moment wieder räumlich changierend, in fliegendem Blick übers Format wie gegenständlich und abstrakt.
Bilder zum ewigen Ergründen des Lebensrätsels werden niemals langweilig werden, denn sie bieten viele Variationen aus verschiedensten Betrachtungswinkeln, durch die von ihm entwickelte Schichttechnik in Acryl mit Pigmenten.
Gegenständlichkeit, aber bitte im Verborgenen!
C.F.J. König malt seinem eigenen Eingeständnis nach gegenständlich, obwohl seine Bilder auf den ersten Blick nicht gegenständlich sind, nicht den Prototypen der figurativen Malerei entsprechen und die sichtbare Welt nicht präsent zu sein scheint.
Zahlreiche Reisen mit längeren Aufenthalten haben die Auseinandersetzung des Künstlers mit alten Kulturen, deren mythologische und spirituelle Inhalte ihn künstlerisch inspirieren, vertieft. Retrospektive, Introspektive, Vorausschau und Konfrontation fließen nahtlos zusammen.
Seine Raumkompositionen könnte man als „diskontinuierliche Malerei“ bezeichnen. Vor allem in den neuesten Arbeiten wird deutlich, wie der Raum als Kontinuum fast gänzlich aufgelöst ist, respektive die räumliche Darstellung von Figur oder Porträt an Bereiche stößt, die nicht mehr eindeutig als Raum oder Fläche erkannt werden können.
Die Malerei als materielle Tätigkeit, als Verfahren und Prozess, und das Gemälde als vielschichtiger materieller Körper sind, wenn man sein künstlerisches Schaffen über einen längeren Zeitraum betrachtet, immer stärker in den Vordergrund gerückt. Die Aktion in der Umsetzung hat zunehmend an Bedeutung gewonnen.
Er spielt mit den Möglichkeiten der Perzeption figurativer Darstellung: Wie andere Lebewesen auch sind wir Menschen darauf programmiert, auf bestimmte, nicht sehr zahlreiche visuelle Schlüsselreize zu reagieren. Diese Schlüsselreize zu setzen um dem Betrachter die Rezeption seiner Werke zu ermöglichen, ist für den Künstler immer mehr zur Aufgabe geworden.
Seine Arbeiten konstituieren ein geschlossenes System, das mehrere Bedeutungen hat. In ihnen scheint Unordnung zu herrschen – sie eröffnen Möglichkeiten. Vieles, was in den Bildern zu sehen ist, hat auf den ersten Blick nicht immer einen Bezug zueinander. Aber durch das Sickernlassen der Inhalte bekommen die unterschiedlichen Bilddetails einen Bezug zueinander. Wir leben ja in einer mitunter inszenierten Welt. Und C.F.J. Königs Bilder stellen Bezüge zu unserer realen Welt her.
Der Künstler empfindet „gewohnte Bedingungen“ als „lästig, störend und unfrei“. Und auch der Betrachter ist aufgefordert diese Einstellung aufzugreifen um die Bereicherung, die C.F.J. Königs Bilder für ihn ganz persönlich sein können, zu empfinden.